Die Internationale Vorbereitungsklasse am KaiFU ist in vielerlei Hinsicht ein besonders Projekt. Nicht nur, das ein Gymnasium sich dieser Aufgabe stellt… Nicht nur, dass viele KollegInnen mit Herzblut die Schüler auf die deutsche Sprache vorbereiten. Nein – auch ganz viele Eltern des KaiFU helfen uns bei unserem Projekt. Petra Seiler berichtet mit den Augen einer Mutter als Helferin über ihre Arbeit in der IVK.

Seit knapp fünf Monaten helfe ich in der IVK im Deutschunterricht. Frau Meyer, die Klassenlehrerein, hatte damals in einer Email an die Elternschaft nach Freiwilligen gesucht, die Zeit und Lust hatten, die Lehrerinnen im Unterricht zu unterstützen.

Ich selbst habe drei Kinder (zwei davon am KaifU), momentan zwei freie Vormittage und ich war neugierig, wie das so läuft in einer „internationalen Vorbereitungsklasse“.

Nach ein paar Mails und einem sehr netten und unkomplizierten Telefonat mit Frau Meyer – indem Sie mir versicherte, dass ich keinerlei spezielle Voraussetzungen bräuchte – war abgemacht, dass ich es erst mal mit einem Vormittag in der Woche probieren würde, möglicherweise sogar nur alle zwei Wochen. Aber auch das, versicherte mir Frau Meyer, wäre kein Problem – es könne einfach jede Hilfe gebraucht werden, egal ob tage- oder stundenweise. Inzwischen bin ich, wann immer es geht, an zwei Vormittagen in der Woche da, einfach weil es mir so viel Spaß macht.

Ich habe zwar Germanistik studiert, allerdings nicht auf Lehramt und ich hatte bisher auch keinerlei Unterrichtserfahrung. Tatsächlich ist das für die Hilfe in der IVK auch nicht nötig. Im Deutschunterricht arbeiten die Schüler oft in Kleingruppen, so dass meine Aufgabe dann z.B. darin besteht, mit drei oder vier Kindern lesen zu üben. Manchmal wird mit einzelnen nochmal ein bestimmtes grammatikalisches Thema bearbeitet (Wie werden Possessivpronomen verwendet?) oder geübt, wie man die Uhrzeit im Deutschen richtig ausdrückt. Dabei bin ich immer in der luxuriösen Situation, dass ich das gesamte Unterrichtsmaterial für die jeweiligen Schüler passend zusammengestellt und vorbereitet von der Lehrerin an die Hand bekomme und quasi nur noch betreuend zur Seite stehen muss.

Manchmal geht es auch nur darum, sich mit dem einen oder anderen zu unterhalten und ihn durch das Gespräch, auch über persönliche Themen, zu animieren, Deutsch zu sprechen.

Ich muss sagen, dass mich gerade diese Gespräche oft sehr berührt haben. Die meisten Kinder in der IVK sind Flüchtlinge und es ist einfach nochmal etwas ganz anderes, ob man über das Thema oder auch über Einzelschicksale in der Zeitung liest oder einem das Kind, das einem gegenübersitzt, seine ganz eigene Fluchtgeschichte erzählt. Außerdem erfahre ich von den Schülern aus erster Hand einiges über die Situation und die Lebensumstände in ihren Heimatländern oder auch darüber, wie sie Deutschland und das Leben hier empfinden.

Ganz besonders beeindruckt hat mich von Anfang an, wie unglaublich lernbegeistert so gut wie alle Kinder in der Klasse sind. Sie sind extrem engagiert, eifrig und motoviert bei der Sache. Das gilt übrigens auch für die Lehrerinnen bzw. Lehrer, die dort wirklich vor ganz besonderen und vielfältigen Herausforderungen stehen, die ja weit über die Sprach- und Wissensvermittlung hinausgehen. Auch wenn mir das in der Theorie zwar irgendwie alles klar war, ist es im praktischen Erleben dann doch nochmal etwas anderes. Für mich ist es auf jeden Fall eine bereichernde Aufgabe, die Spaß macht und mir gleichzeitig eine ganze Reihe von vertieften Einsichten und einen persönlichen Zugang zum höchst komplexen Thema „Integration“ ermöglicht.

Insgesamt kann ich nur dazu ermuntern die IVK, in welchem Umfang auch immer, zu unterstützen.

Text und Bild: Petra Seiler