Besuch in der Gedenkstätte Neuengamme

Sonne, die über weite Ackerflächen scheint, Wiesen voll mit Gänseblümchen – aber trotzdem eine gedrückte Stimmung. Das waren die ersten Eindrücke, die wir von unserem Wandertag in diesem Jahr hatten.

Am 19.04.2022 besuchten wir, die Schüler*innen der Klasse 10d, gemeinsam mit unserem Klassen- sowie Geschichtslehrer Herrn Schumann und zwei Studentinnen die Konzentrationslager-Gedenkstätte Neuengamme. Diese ist nur etwa 30 Kilometer von unserer Schule entfernt, deshalb war sie mit öffentlichen Verkehrsmitteln leicht zu erreichen.

Unsere Klasse wurde nach der Ankunft direkt von einem Tour-Guide empfangen. Zuerst führt dieser uns zu den Originalschienen, auf denen die Gefangenen vor mehr als 80 Jahren in Zügen nach Neuengamme transportiert wurden. Von dort aus ging unser Weg quer über den Hof – es war genau der Weg, den die Gefangenen, ausgestiegen aus den Güter-Waggons, damals auch gelaufen waren.

Im Hauptgebäude hatten wir die Möglichkeit, uns in die Lebensgeschichten von mehr als 40 Gefangenen einzuarbeiten und diese Biografien unserer Klasse zu präsentieren. Im Anschluss erfuhren wir etwas über die Hygienebedingungen in den Gefangenenhäusern, die Hierarchie unter den Gefangenen und die Rolle der Frauen im KZ Neuengamme. Letzte Station unserer Tour war das Gedenkhaus, in dem alle bisher bekannten Namen von Häftlingen, die in Neuengamme ums Leben gekommen sind, auf riesige, leinenfarbene Banner gedruckt sind, die meterlang von der Decke hängen: Es sind die Namen von mehr als 23.000 Toten.

Warum ist es wichtig, eine Konzentrationslager-Gedenkstätte zu besuchen? Das hatten wir uns vor der Abfahrt erneut gefragt. Die Antwort erhielten wir schnell vor Ort: Es ist wichtig, die Geschichten von einzelnen Gefangenen zu hören, um zu verstehen, dass diese Menschen nichts verbrochen hatten, was das ihnen Angetane in irgendeiner Weise jemals gerechtfertigt hätte. Auf der anderen Seite war es für uns auch ein interessanter Aspekt, mehr über die Täterseite, das Verhalten der Wachleute und die Beweggründe des damaligen Handelns zu erfahren. Außerdem ist es unserer Meinung nach wichtig, ein Gefühl für den Ort und die vielen Menschen zu bekommen, die dieses Konzentrationslager nicht überlebt haben und Bilder zu sehen und die Eindrücke zu bekommen, die unsere Geschichtsbücher nicht vermitteln oder abbilden.

Einen Ort des Schreckens an einem sonnigen Frühlingstag zu besuchen, kann die Emotionen schon sichtlich verwirren. Jedoch hat dieser Besuch uns allen die Grausamkeiten der NS-Zeit nochmal deutlich vor Augen geführt.

Lia Bardowiecks & Gila Heissen 10d