„Bewegte Zeiten. Sport macht Gesellschaft“ lautete das aktuelle Thema des renommierten Geschichtswettbewerbs des Bundespräsidenten, der aufgrund verschiedener Bedingungen besonders anspruchsvoll ist. So müssen die Teilnehmer einen Bezug zu ihrem Bundesland oder ihrer Familie herstellen und entweder mit selbst recherchiertem, unveröffentlichtem Material aus Archiven oder mit Zeitzeugen- oder Experteninterviews arbeiten.

Gleich vier Beiträge des KAIFU wurden am 6. September im Beisein von Schulsenator Thies Rabe im Rahmen einer feierlichen Preisverleihung im KörberForum mit einem Landessieg ausgezeichnet:

Pauline Hetzenecker, Philine Scheeff (9b), Die gesellschaftliche Bedeutung des Trabrennsports im Kaiserreich. Das Beispiel der Trabrennbahn

Artur Bender, Christian Reer, Jesse Gerst, John Henry Könemann, Mauritius Witt, Paul Groenewald (Profil Geschichte Jg. 11, KAIFU/HLG), Der etwas andere Verein. St. Pauli und die Hafenstraße, Video auf youtube verfügbar (https://www.youtube.com/watch?v=s39Em8BbKgw)

Mara Kiehn, Nadzieja Pagacz (Profil Geschichte Jg. 11), Sport. Macht. Mord. Sport im Konzentrationslager Neuengamme

Liyam Sayilir (Profil Geschichte Jg. 11), Die Gastarbeiter und der Sport. Wie mein Opa Ende der Sechziger Jahre den FK Sutjeska in Paderborn mitgründete

Ein Landessieg ist verbunden mit einem Preisgeld von 500,00 €. Herzlichen Glückwunsch zu dieser tollen Leistung!

Andreas Möller


Leseproben:

Liyam Sayilir, Die Gastarbeiter und der Sport. Wie mein Opa Ende der Sechziger Jahre den FK Sutjeska in Paderborn mitgründete

Meine Wurzeln liegen in der Gastarbeitergeneration. Meine Babane (Oma) und mein Dede (Opa), sind meine türkischen Großeltern. Meine Nana (Oma) und mein Deda (Opa) sind meine jugoslawischen Großeltern. Ende der 60er Jahre waren sie im Rahmen des Anwerbeabkommens nach Deutschland gekommen, um hier für ein paar Jahre zu arbeiten. Das Anwerbeabkommen zwischen der Bundesrepublik Deutschland und den damaligen Staat Jugoslawien wurde am 12. Oktober 1968 unterzeichnet. Die angeworbenen Arbeiter wurden in Deutschland als „Gastarbeiter“ bezeichnet.

Gemäß dem Anwerbeabkommen wurde jugoslawischen Staatsbürgern zur Erzielung von Erwerbseinkommen ein zeitlich unbefristeter Aufenthalt in der Bundesrepublik Deutschland gewährt. Die Anwerbeabkommen mit der BRD wurden auf Initiative der Entsendeländer zum Ausgleich von deren Leistungsbilanzdefizit gegenüber der Bundesrepublik Deutschland geschlossen.

Mein Opa Milos war damals 22 Jahre alt und Junggeselle, so wie die meisten jungen Menschen, die damals angeworben wurden. Sie kamen in kleinen Gruppen, meistens organisiert nach Deutschland, auf sie wartete bereits eine Festanstellung in deutschen Betrieben. Mein Opa kam 1968, und wurden bei den Paderborner „Benteler Werken“ als Dreher eingestellt, um das stark wachsende Arbeitsaufkommen auszugleichen.

Der größte Teil der Gastarbeiter kam aus südeuropäischen Ländern wie der Türkei, dem ehemaligen Jugoslawien, Italien, Griechenland, Portugal oder Spanien. Diese jungen Menschen kamen aus eher bäuerlichen Regionen, immer mit der Absicht, sparsam zu leben und so viel wie möglich von dem Einkommen nach Hause zu schicken oder zu sparen, um sich später im Heimatland eine bessere Existenz aufbauen zu können. Daher akzeptierten sie die körperlich schwere Arbeit, die die Einheimischen in Deutschland ungern machen wollten. Die Menschen hatten primär keine Absichten, sich dauerhaft in Deutschland niederzulassen. Eine Eingliederung in die deutsche Gesellschaft war nicht vorgesehen. Auch aus deutscher Sicht gab es keine Absicht die Gastarbeiter in die deutsche Gesellschaft zu integrieren. „Gast ist freilich nur, wer nicht auf Dauer bleibt“. Es waren Fremde, die unter sich blieben, meistens gruppiert nach ihrer Herkunft. Der ursprüngliche Gedanke war das „Rotationsprinzip“: „Einem temporären Arbeitsaufenthalt sollte die Rückkehr in das jeweilige Herkunftsland folgen“. Was dann doch nicht stattfand, da die Arbeitgeber es als zu aufwändig fanden immer wieder neue Arbeiter einzuarbeiten. So kam es, dass die Gastarbeiter blieben.