Holocaust/Shoah im Unterricht

Projekt „Was geht mich die Geschichte an?“

Heute ist der 27. Januar. Der Tag des Gedenkens an die Opfer des Nationalsozialismus.

Mein Name ist Marie. Ich bin in der Klasse 10b des KAIFU-Gymnasiums. Wir haben als erste Klasse an unserer Schule fünf Wochen lang mit der Projektkiste der Gedenkstätte Yad Vashem gearbeitet und anschließend, am 06. Januar, eine Tagesexkursion in die KZ-Gedenkstätte Neuengamme gemacht.

Es gibt immer weniger Menschen, die sich an die Zeit des Nationalsozialismus und den Holocaust erinnern und davon berichten, die uns ihre Geschichte ins Gedächtnis rufen und sie vor dem Vergessen bewahren können. Aber eben dieses Vergessen ist das, was wir verhindern müssen, es ist unsere Aufgabe, nicht zuzulassen, dass so etwas jemals wieder geschieht. So etwas: Antisemitismus. Rassismus. Diskriminierung. Menschenverachtung. Menschenfeindlichkeit. Verfolgung. Folterung. Ausbeutung. Qual. Die Ermordung von Millionen Menschen.

Damit so etwas nie wieder geschieht, müssen wir das Gedenken aufrechterhalten und uns mit dem Holocaust auseinandersetzen. Weil unsere Generation diesen Schrecken nicht mehr miterleben musste, ist er uns zu fern, zu vergangen. Deshalb ist es so wichtig, dass wir lernen.

Das Projekt „Was geht mich die Geschichte an?“ bringt SchülerInnen den Holocaust näher; bringt ihnen die Menschen näher. Es begann damit, dass wir ein persönliches Erinnerungsobjekt mitbringen und davon erzählen sollten. Es zeigte uns, dass wir alle Geschichten haben, die es Wert sind, erzählt zu werden und mit denen auch wir bereits ein Teil von Geschichte sind. In der Woche darauf kam unsere Geschichtslehrerin Frau Meinecke in die Klasse und verteilte sechs Objektkarten auf den Tischen, die jeweils ein Thema repräsentieren: das Bild einer alten Kamera für die Geschichte Gavra Mandils und Refik Veselis; das Bild eines Cellos für die Geschichte des Frauenorchester in Auschwitz; das Bild einer Jacke der Hitlerjugend, stellvertretend für die Geschichte Sally Perels; das Bild eines Tagebuchs mit der Inschrift „Erinnerst du dich, als“ für die Geschichte von Gad Beck; das Bild eines Überfahrtstickets, das die Geschichte der St. Louis repräsentiert; und das Bild einer Schule, welche für die Geschichte Albert Memmis steht.

Um jedes Bild versammelten sich drei bis fünf Personen, und wir überlegten, was das Bild bedeuten könnte und was seine Geschichte ist (zu dem Zeitpunkt kannten wir die Themen noch nicht). Am nächsten Tag begannen wir die Arbeit mit den Projektmappen. Ich habe meine Klasse noch nie so konzentriert und eifrig arbeiten sehen wie während des Projekts. Wir haben uns eigenständig und eingehend mit den Materialien – hauptsächlich Fotografien, Tagebucheinträge, Memoiren, Berichte – beschäftigt und Zusatzinformationen recherchiert. Das Projekt hat unglaublich viel Zeit in Anspruch genommen. Am Wandertag im Dezember trafen wir uns alle nachmittags, um nach dem Schlittschuhlaufen unsere Projektarbeit voranzutreiben. Trotz der späten Stunde hat es in unserer Klasse gesummt wie in einem Bienenstock. Noch nie habe ich meine Klasse so interessiert erlebt, selten waren wir mit so viel Feuereifer dabei.

Unsere Rechercheergebnisse führten wir auf einem Plakat zusammen, manche erarbeiteten noch zusätzliche PowerPoint-Präsentationen oder einen Zeitstrahl. Die Vorträge und die Vorstellung der Präsentationen waren sehr informativ und interessant. Wir haben durch die intensive Beschäftigung mit der Thematik viel Neues dazugelernt, vor allem, da das Projekt nicht bloß trockene und verstaubte Aufbereitung von Geschichte war, sondern unterrichtsbereichernd, ansprechend und persönlich. Damit haben wir vielleicht unseren Teil geleistet, um zu erinnern, um zu lernen und dafür zu sorgen, dass so etwas nie wieder passiert.

Als Abschluss des Projekts besuchten wir gemeinsam mit der 10a die KZ-Gedenkstätte Neuengamme. In Kleingruppen wurden wir über das ganze Gelände der KZ-Gedenkstätte und durch die Ausstellung geführt. In der Nachbereitung beschrieben alle die Exkursion als informativ, interessant, aber auch beklemmend; und, vor allem, als wichtig, da Gedenkstätten als Mahnmale dienen, damit sich so etwas wie der Holocaust nicht wiederholt.