Rund die Hälfte der Abiturienten weiß nicht, was nach dem letzten Zeugnis kommen soll. Eine Fahrt der Elftklässler nach Sylt sorgt für etwas mehr Orientierung.

Tauchlehrer oder doch Umweltschützer? Autoverkäufer oder besser Comedian? Journalist oder vielleicht sogar Arzt? Psychologe oder IT-Berater? Oder am Ende sogar Lehrer? Die Liste der möglichen Berufe ist lang – doch nicht alle Jobs eignen sich für jeden und bei manchen ist schwer einzuschätzen, wie man an die begehrten Stellen überhaupt gelangen kann. Um ein wenig mehr Orientierung zu bekommen, reisten Mitte Oktober rund 100 Schülerinnen und Schüler der Oberstufe des Kaiser-Friedrich-Gymnasiums in das Schullandheim nach Wenningstedt auf Sylt.

Fünf Tage lange gab es hier Input durch die Lehrerinnen und Lehrer, die auf verschiedenen Wegen die Schülerinnen und Schüler bei ihrer Selbstfindung begleiteten: Welcher Typ bin ich, was sind meine Interessen, wie schätzen mich die anderen ein? Und interessiert mich vielleicht nicht nur ein Beruf, sondern habe ich sogar eine Berufung zu einer bestimmten Tätigkeit, von der ich vorher noch nichts ahnte? Für viele Abiturienten ist das spätestens, wenn die Abschlusszeugnisse verteilt werden, die zentrale Frage. Laut einer Umfrage der Vodafone Stiftung freuten sich zwar 60 Prozent auf die Zeit nach der Schule, jeder zweite Schulabgänger gab aber zu, dass ihm die Berufswahl schwerfällt. Nur ein knappes Drittel hatte eine Vorstellung von der beruflichen Zukunft, jeder Fünfte hingegen überhaupt keine Ahnung. Und die Auswahl ist ja auch immens: Es gibt nach Zahlen des Statistischen Bundesamts 19.000 Studiengänge, hinzu kommen derzeit 326 anerkannte Ausbildungsberufe. Die Möglichkeiten sind also beinahe unendlich, aber das macht die Qual der Wahl nicht kleiner.

Der Druck, die richtige Entscheidung zu treffen, ist enorm, und nicht selten kommt dieser ja auch von den Eltern.  In sechs Gruppen und in mehreren Räumen – darunter auch die Schullandheim-Disco – ging es deswegen dabei aber nicht immer ernst zu, oft wurden die Fragestellungen auch spielerisch behandelt. Bei „Zwei Wahrheiten, eine Lüge“ etwa mussten sich die Schülerinnen und Schüler in drei kleinen Geschichten selbst präsentieren, die Zuhörer waren gefordert, anhand ihrer Kenntnisse die ungeschönten Aussagen zu finden. Und manchmal mussten die Elftklässler bei Persönlichkeitstests und fünfminütigen Selbstdarstellungen auch über eine eigene innere Klippe springen.

Bei all’ der Anstrengung blieb aber auch noch etwas Zeit, Sylt zu erkunden – so marschierte die ganze Gruppe nach Westerland ins Kino, oder machten Sport und viele waren natürlich auch am Strand. Schließlich ist Strandkorbvermieter auch ein schöner Beruf.

Henri Lauterbach