Im November 2023 waren wir mit unserer Klasse und Herrn Schumann, unserem Klassen- und Geschichtslehrer, bei der KZ-Gedenkstätte Neuengamme. Ein Ort, der in Deutschlands Vergangenheit eine ziemlich abartige Rolle eingenommen hat.
1938 errichtete man es als Außenlager des KZ-Sachsenhausen. Dann wurde es aber bis 1940 als selbstständiges Lager ausgebaut.
1945 wurde das Lager von britischen Truppen gefunden und geräumt, woraufhin es 1948 als Gefängnis umgebaut und von der Hamburger Justizvollzugsanstalt genutzt wurde. Erst 2005 eröffnete man die KZ-Gedenkstätte Neuengamme, wie sie heute existiert, für die sich viele Leute eingesetzt hatten, lange Zeit aber nichts in die Richtung passiert war.
Wir sind mit Bus und Bahn nach Neuengamme gefahren, wo wir uns mit unserem freundlichen und schlauen Guide getroffen haben, der uns für den Tag über das Gelände lotsen sollte.
Unser Rundgang hat bei einem alten Waggon begonnen, in dem die vielen Menschen, die hier zur Zeit des Nationalsozialismus, in das KZ gefahren wurden. Wir sind über das riesige Grundstück zum Hauptgebäude gelaufen, in welchem wir uns den ehemaligen Grundriss des Lagers anschauen konnten, da weniger als die Hälfte der vielen Gebäude nicht mehr steht, sondern nur mit aufgeschütteten Steinen angedeutet sind. Es war ein wenig schwierig, sich die Dimensionen des KZs vorzustellen.
Nachdem wir uns kurz aufgewärmt hatten, sind wir zur ehemaligen Produktionshalle gelaufen. Hier wurden damals von den deportierten Gefangenen in Zwangsarbeit Ziegel hergestellt, wofür der Ton aus den nahegelegenen Tongruben gestochen und herbeigeschafft werden musste. Die Lebenserwartung der Arbeitenden war gering.
Die Produktionshalle war komplett leer, wodurch man bis hoch ins Gebälk schauen konnte.
Nach einer kleinen Mittagspause zurück im Haupthaus, sind wir nach oben gegangen, wo ein kleiner Museumsabschnitt eingerichtet war. Zunächst hat sich unsere Klasse aufgeteilt und jeder hat sich die Biografie einer Person durchgelesen, die ins KZ-Neuengamme verschleppt worden war. Dann haben wir uns zusammengesetzt und uns gegenseitig diese vielen verschiedenen Geschichten erzählt.
Es war und ist unfassbar, sich vorzustellen, dass Menschen wie wir alle auch, einfach aufgrund bestimmter Vorurteile und Ansichten in dieses Lager gebracht wurden und unter so furchtbaren Umständen hier eingesperrt, erniedrigt wurden und nur wenige von ihnen überlebt haben.
Es ist schwierig, verstehen zu können, warum das Ganze so passieren konnte und passiert ist, aber es war auch gut, sich die Geschichten der vielen Menschen durchzulesen, um sie in Erinnerung zu behalten und dazu beizutragen, dass ihr Leben nicht einfach im KZ untergegangen ist, sondern sich erinnert wird.

Im Anschluss an unsere Besprechung haben wir uns eigenständig, für eine gute halbe Stunde, den Rest des Museums angeschaut. Das war gut, weil nicht jeder sich mehr konzentrieren konnte und so konnte man schauen, was einem am meisten interessierte und sich dies dann durchlesen und anschauen. Ziemlichen Eindruck hat uns der Nachbau eines gewöhnlichen Bettes des Konzentrationslagers verschafft: Dreierhochbetten, in denen die Insassen eng an eng und dann teilweise noch bis zu viert in einer Etage lagen. Dies ist unvorstellbar, wenn man zusätzlich die schlechten Bedingungen, Krankheiten und die mangelnde Hygiene berücksichtigt.
Während es sich in der Ausstellung im Hauptgebäude um die Opfer des Nationalsozialismus gehandelt hat, die hierhergebracht und eingesperrt wurden, so ging es im nächsten Gebäude um die andere Seite des KZs: um die Täter und Personen, die als Angestellte im Lager gearbeitet hatten.
In verschieden Regalen entlang des Rundgangs, den man durch den großen Raum machen konnte, standen Ordner, in welchen man sich ebenfalls Biografien durchlesen konnte, diesmal von Tätern.

Es war gut, sich auch nochmal diese Seite des KZs anzuschauen. Der krasse Unterschied, der sich dabei bemerkbar macht, schockierte: Auf der einen Seite sind einfache Menschen an harter Arbeit und unhygienischen Bedingungen gestorben, auf der anderen Seite lebten die Soldaten gut, in ihren Häusern mit Vorgarten, haben einfach ihren Job gemacht, dabei Geld verdient und sich scheinbar nichts dabei gedacht.

Nachdem wir unseren Rundgang über das Gelände beendet hatten, sind wir im Schnee noch hinüber zur Gedenkstätte gelaufen: Ein etwas abseitig stehendes Gebäude, in welchem die Namen der vielen Menschen, die im KZ-Neuengamme gestorben sind, auf lange Papierbahnen geschrieben worden sind, um ihrer zu gedenken.
Es waren so furchtbar viele Namen! Alle nach Daten sortiert, untereinander und nebeneinander aufgeschrieben. In den Anfängen des Lagers sind nur wenige umgekommen oder ermordet worden, doch gerade zum Ende hin war es erschreckend zu sehen, wie viele Namen unter nur einem bestimmten Datum standen.

Unser Guide hat uns noch erzählt: Jeder, der durch das Empfangsgebäude des Konzentrationslagers gekommen war, wurde zu einer Nummer gemacht. Man gab jedem eine einzelne Nummer, auf die gehört werden musste und anhand derer man identifizierbar war. Die eigenen Namen waren unwichtig geworden. Mit dem „Haus des Gedenken“ will man aber der vielen Menschen, die zu Nummern gemacht wurden, gedenken und ihnen wieder ihren Namen zurückgeben.

Abschließend ist zu sagen, dass die Exkursion uns sehr viel gebracht hat. Es war zwar extrem kalt an dem Tag und manchmal war es ein wenig schwer, sich zu konzentrieren; doch hat man viele interessante – und schreckliche – Dinge erfahren, die in ein paar Unterrichtsstunden nicht so zu vermitteln gewesen wären, wie es unser Guide geschafft hat. Er hat sich mit dem, was er erzählt hat, sehr gut ausgekannt.

Es war komisch, an einen Ort zu kommen, auf dessen Grund und Boden so viele schlimme Geschehnisse passiert sind und man wusste auch nicht so wirklich damit umzugehen, weil doch auch nicht mehr viel vom ehemaligen KZ-Neuengamme steht und es auch mehr oder weniger umgebaut ist.

Allerdings denke ich, dass man natürlich ein wenig traurig und aufgebracht sein kann, man sich aber im Klaren sein sollte, dass das, was hier in diesem Lager damals passiert ist, der Vergangenheit angehört und wir für nichts davon verantwortlich sind. Unsere Aufgabe besteht vielmehr darin, dafür zu sorgen, dass solche unhaltbaren Einrichtungen und auch Ansichten und Vorurteile, die damit einhergehen, aus unserer Gesellschaft verschwinden und so etwas, nämlich eine systematische Aussortierung von Menschen, die genauso verschieden sind wie wir alle, nicht noch einmal passiert.

Es ist gut, dass es solche Plätze wie die KZ-Gedenkstätte Neuengamme gibt, um die Leute aufzuklären und ihnen einen Einblick in die Vergangenheit zu schaffen.

Es ist nicht ganz ohne, die Gedenkstätte KZ-Neuengamme zu besuchen, aber es hat uns allen etwas gebracht und wenn es nur die kleinen, ungemütlichen Betten sind, die wir gesehen haben, die einen haben nachdenken lassen.

Anneke, 10a