Am 15. Mai 1933 hieß es auch am Kaiser-Friedrich-Ufer: „Und so übergebe ich den Flammen die Schriften von…“ – SA-Männer, Schüler und Studenten warfen Bücher der Autoren von der berüchtigten „Schwarzen Liste“ in das eigens angefachte Feuer, mit dem die Nationalsozialisten ihre schreckliche neue Zeit ankündigen wollten. Und schnell wurde in Deutschland das von Heinrich Heine geprägte Wort „Wo man Bücher verbrennt, da verbrennt man auch Menschen.“  zur Wirklichkeit. Grund genug, in jedem Jahr dieses unseligen Ereignisses zu gedenken – der Lesemarathon am Platz der Bücherverbrennung erinnert seit 18 Jahren mit Vorträgen aus den verbotenen Büchern an die Bücherverbrennung.
Seit vielen Jahren beteiligt sich das KAiFU am Lesemarathon mit den 7. Klassen. Viele SchülerInnen lesen einstudierte Texte vor und beschäftigen sich in einem fächerverbinden Projekt der Fächer Deutsch und Geschichte mit den Ereignissen vom 15.Mai 1933 in Hamburg. In diesem Jahr – zur 85. Wiederkehr der Bücherverbrennung – hatten die SchülerInnen des 7. Jahrgangs überdies die Gelegenheit mit der 91-jährigen Auschwitz-Überlebenden Esther Bejarano zu sprechen. Sie ist eine der letzten Überlebenden des KZ, die durch ihr Akkordeon-Spiel im Mädchenorchester des Konzentrationslagers ihr Leben retten konnte. Zunächt war sie zum „Steinekloppen“ eingesetzt. „Hätte ich das noch länger gemacht, stünde ich nicht mehr hier“, urteilte Esther Bejarano knapp und klar über ihre Zeit in Auschwitz. Mucksmäuschenstill wurde es in der Aula, als Esther Bejarano mit leiser Stimme erzählte, wie sie 1941 in ihr leeres Elternhaus gerufen wurde und zwei Koffer mit persönlicher Habe abholen durfte – ihre Eltern waren zu diesem Zeitpunkt schon deportiert. Sie berichtete, dass sie ihre Eltern niemals mehr seitdem gesehen hatte. Allen SchülerInnen wurde spätestens in diesem Moment bewusst, wie wichtig es ist, mit dem Lesemarathon an den Beginn der NS-Zeit zu gedenken und dafür zu sorgen, dass eine solche Epoche nicht wiederkehren darf.
Trotz ihrer 91 Jahre ist Esther Bejarano noch hoch aktiv und besucht nicht nur Schulen, um ihre Lebensgeschichte zu erzählen.Im Rap-Projekt „Microphone Mafia“ ist die ausbildete Koloratur-Sopranistin immer noch auf der Bühne aktiv – eine Information, die unsere SiebtklässlerInnen noch einmal zum Staunen veranlasste. Als Esther Bejarano die Aula verließ, wollte der Applaus nicht enden.